Hallöchen,
ich habe diese Woche mal ein bisschen mehr Zeit und deshalb kommt der Post etwas früher als üblich. Gleich zum Anfang erst mal die versprochenen Bilder von der Lacrosse Motto-Party. Army, GI Joe und ähnliches sind natürlich generell als Motto sehr beliebt weil fast jeder Ami bei sich zuhause Camouflage oder Hunting-Muster im Schrank hat. Mit den Mädels verstehe ich mich immer besser und besser, ich freue mich auch schon richtig auf nächstes Semester wenn die Saison losgeht. Dafür habe ich auch beim letzten Wintermeeting am Dienstag den vorläufigen Plan bekommen. Wir spielen auswärts in Chico, Sonoma State, Stanford, Las Vegas und whh Santa Clara für die Playoffs und haben nur 2 Heimspieltage, weshalb die Gebühren für das Semester bei 600$ liegen. Wenn also jemand Lust hat was zu spenden (hier habe ich mal den Link, Woman’s Lacrosse angeben bitte, dankeschön!
https://secure.touchnet.com/C22384_ustores/web/classic/product_detail.jsp?PRODUCTID=630&SINGLESTORE=true )
unser Lacrosse Travelplan 🙂
In meinem Politikwissenschaftsfach haben wir mittlerweile auch so viel über die Midterm elections diskutiert, dass ich euch auch gern etwas von meinen Einblicken mit euch teile.
Wer in Amerika wählen möchte, hat es nicht einfach, man kann nicht so einfach zur Wahl gehen wie in Deutschland sondern muss sich mehr als 2 Wochen vorher registrieren lassen, manachmal muss man dabei sogar angeben, ob man republikanisch oder demokratisch wählen wird. Wer die Deadline verpasst oder im falschen Ort gemeldet ist, hat Pech gehabt und kann nicht wählen. Zusätzlich ist die Registrierung in jeden State anders, in Nevada wurde zum Glück in einer Wahlumfrage (Ballot Question) in diesen Midterms eine automatische Registrierung aller Wähler auf Grundlage der Autoregistrierung (durch die DMV Behörde)beschlossen, d.h. in Zukunft werden alle Autobesitzer (95%+ der Bevölkerung) automatisch zur Wahl zugelassen. Generell dürfen in Amerika nur Bürger wählen, auch in den Kommunalwahlen (wo in Deutschland zum Beispiel auch Ausländer mit längerem Wohnsitz wählen dürfen) sind nur die citizens zugelassen. Durch die notwendige Registrierung vor der Wahl haben es bestimmte Minderheiten (Native Americans, Schwarze und Latinx Nachbarschaften mit keiner Registrierungsstelle- was in manchen Nachbarschaften politische Absicht ist) sehr schwer zu wählen und fallen unter Umständen durchs Raster. Außerdem ist in bestimmten Staaten (Florida zum Beispiel) das Wahlrecht verurteilten Personen mit Gefängnisstrafe (egal ob Mord oder Steuerhinterziehung) entzogen. In Florida wurde aber durch eine Ballotquestion etwa 1,5Millionen Straftätern das Wahlrecht für die nächsten Wahlen wieder zugesprochen (mit Ausnahme von Mördern und Sexualstraftätern).
Wählen selbst tut man in Nevada zumindest an Wahlautomaten, early voting ist schon bis zu 3 Wochen vorher möglich, am Wahltag sind die Schlangen vor den Lokalen unter Umständen trotzdem sehr lang(manche Nachbarschaften mit hoher schwarzer Bevölkerung haben manchmal viel zu wenige Automaten, was nicht immer ein Zufall ist, vor allem nicht im mittleren Westen). Wer bis um 7pm in der Schlange steht darf aber noch wählen, deshalb dauert die Auswertung mancher Distrikte übrigens so lange, es wird noch bis nach Mitternacht gewartet und gewählt, der Automat spuckt die Ergebnisse dann allerdings in Sekundenschnelle aus. Man muss im Automaten übrigens den Barcode seiner ID scannen- das klappt mit Drivers Licence or State ID. Wenn man gewählt hat, wird ein Zettel mit seinen Stimmen ausgedruckt, von einem selbst kontrolliert und abgegeben, das spielt dann eventuell eine Rolle bei eine knappen Wahl (z.Bsp im Moment Florida), wo je Nach Prozent unterschied und State Law nachträglich von Hand ausgezählt wird. Deshalb gibt es auch für Florida noch kein Senatsergebnis, das kann manchmal bis zu Monaten dauern und das ganze Drama mit Bush und Al Gore und der Präsidentschaftswahl in Florida 2004 ist auch ein gutes Beispiel dafür.
Generell haben diese Wahl viel mehr Junge Leute gewählt (allein an dem early voting in der UNR Mensa sind 400% mehr Studenten aufgetaucht als letze Wahl) und es ist zu der erwarteten blauen Welle (blau-Demokraten) gekommen, allerdings nicht so stark wie von manchen erhofft.
Der Congress besteht aus 2 Kammern, dem House of Representatives und dem Senat. Das House ist mit dem Bundestag vergleichbar, die Wahl ist auf 4 Jahre und hier hat sich die republikanische in eine demokratische Mehrheit verwandelt. Der Wahlkreis um Reno hat sich leider für den republikanischen Repräsentanten entschieden, während der Rest von Nevada blau geblieben ist.
Was den Senat angeht(Wahl auf 6 Jahre), wurden in diesem Jahr nur wenige Republikanische und viele Demokratische Sitze neu gewählt, was u.a ein Grund dafür ist, dass die Republikaner die Mehrheit behalten haben. Es mussten einfach weniger Sitze verteidigt werden. Für den Senatssitz von Nevada hat Jacky Rosen dem amtierenden Dean Heller das Amt abgeluchst, in dieser Nevada weiten Wahl hat sich die Besonderheit des Swing-States herausgestellt: Während auf dem Land 70-80% Republikaner wählen (nur wenige zehntausend Stimmen), wählen im Bereich von Vegas die Städter zu 55% Demokratisch (mehrere hunderttausend Stimmen). Das balanciert sich dann so ziemlich genau auf 50-50 aus und die Gegend um Reno (Washoe County) ist dann ausschlaggebend für das Ergebnis, deshalb ist auch immer so viel Wahlkampf (Bernie Sanders, Obama, Trump etc) auf dem Campus der UNR. Diese Jahr hat es gaaaaanz knapp (ich glaube nur ein paar Prozente) für die Demokraten gereicht, aber nächstes Mal sieht es vielleicht schon wieder ganz anders aus.
Dieses Jahr wurden übrigens die ersten Muslima und Native Americans (Indianer ist übrigens politisch extrem unkorrekt) gewählt, alles Frauen, alles Demokraten und in Colorado der erste Schwule Gouverneur. Ob das Amerika im Moment weiter hilft ist allerdings fraglich, die Spaltung der Gesellschaft zwischen diesen beiden Parteien ist so krass und vor allem so deutlich zwischen Land und Stadt, dass ich mir echt sorgen um die Zuluft der USA mache. Mein Politik-Prof hat sogar ein paar befreundete Army Generäle, die sich über eine Entwicklung von bewaffneten Konflikten in bestimmten Gebieten der USA Gedanken machen, vor allem im Süden, wo jetzt die Armee auf Donald Trumps Befehl die Grenzen bewacht (als politisches Mittel um den Wahlkampf zu befeuern und gegen die Flüchtlingskarawane vorzugehen) und selbst ernannte Milizen Grenzpatrouille spielen.
Ansonsten war ich diese Woche auf zwei Geburtstagsfeiern eingeladen, für Valentina sind wir Sushi essen gegangen- hier in Reno gibt es wirklich ein paar super tolle Sushi-Restaurants! und für Jana sind wir wieder in die Imperial Bar, nachdem die Spielebar, die wir uns ausgeguckt hatten leider nicht genug Plätze hatte- aber das probieren wir später nochmal.
Am letzten Samstag bin ich mit Bunny nach San Francisco zum Elephante Konzert gefahren. Diesesmal hatte ich meine Reisepass dabei und wurde glücklicherweise für volljährig befunden. Die Location war super schön, die Stimmung mega gut und weil der DJ an dem Tag Geburtstag hatte, hatte er sogar ein paar Tänzerinnen dabei die es einfach drauf hatten. Und ganz zum Schluss hat Elephante sogar selber zu einem seiner Remixe gesungen. Wir sind dann um 2 totmüde vom ganzen tanzen in unser Airbnb Bett im Haus eines alten Pärchens in der Bay Area gefallen und haben am nächsten Morgen noch ein bisschen Berkeley erkundet, da gibt es tatsächlich ein veganes Restaurant neben dem anderen und ich habe mir im North Face Outlet eine neue Jacke gegönnt (bei 70% Rabatt kann man ja nicht nein sagen).
AUf dem Rückweg sind wir im IKEA in Sacramento vorbei und haben ein paar Kleinigkeiten für die WG besorgt, ich muss sagen- der Laden schafft mich immer wieder, ich musste drei Mal durch die komplette Ausstellung laufen (ein zweites Mal weil ich anscheinend ein unverkäufliches Ausstellungsstück umtauschen musste und ein drittes Mal weil wir noch im IKEA Restaurant waren). IKEA ist halt überall auf der Welt gleich.
Außerdem bin ich immer die Hälfte der Strecke Auto gefahren und kann jetzt relativ gut mit Automatik-Schaltung umgehen. Zwischen SF und Reno ist allerdings nur 65mph erlaubt und ich fahre gerne die 80mph (entpricht etwa 130kmh), deshalb hat sich die Fahrt ewig gezogen. Dazu kam noch, dass im Moment einfach ganz Californien mit Rauch zugezogen ist, auch wenn die Feuer mehrere hundert km entfernt sind, tragen viele Menschen Mundschutz und die Sonne ist ganz rot hinter dem Rauch, wir hatten die Klimaanlage gar nicht erst an und trotzdem hat das ganze Auto nach Lagerfeuer gestunken. Ich bin echt sehr froh, dass ich in Reno wohne und nicht weiter westlich.
Und heute abend wird es besonders international. Der International Club veranstaltet die ‚Nights of All Nations‘- eine richtig große Veranstaltung bei der alle Internationalen Studenten, Mitarbeiter und Kulturgruppen in Reno und an der UNR ihre Länder vorstellen. Deutsche Leute gibt es genug und weil ich im Arabischkurs bin wurde ich kurzerhand für Ägypten eingeteilt, also habe ich heute كشری und مسقعة gekocht (Kuschari und Moussaka) und werde mich heute Abend in schicken Schleiern hinstellen und allen !مرحبا zurufen. Dafür bekomme ich freien Eintritt und darf praktisch umsonst die ganzen kulturellen Darbieten sehen und Nationalgerichte probieren. Darauf freu ich mich schon!