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11.05.2019

So, zufälligerweise habe ich mich mit den Zeitzonen verrechnet und in Indianapolis am Flughafen doch noch ein Stunde mehr Zeit als erhofft und werde heute doch noch von den Nationals berichten können.
Am Dienstagvormittag bin ich von meinem Abschlussmeeting mit meinem Projektarbeitsbetreuer direkt zum Flughafen gefahren und in den Flieger nach Virginia gestiegen. Ich hatte in den letzten Tagen meiner YFU Betreuerin von 2010/11 (area representative) Lynn geschrieben und wir haben uns am Mittwochabend, nachdem ich mit meinem Team in einem chicen Hotel direkt an der Oceanfront eingecheckt habe, direkt getroffen. Es ist echt seltsam, nach 9 Jahren wieder an den Ort zurückzukehren und Leute aus der Vergangenheit zu treffen, mit Lynn und den Fierros hatte ich ja seit mehreren Jahren gar keinen Kontakt mehr. Ich muss auch sagen, das Treffen mit Lynn war mega schön, aber mit den Fierros bin ich nicht so auf einen Nenner gekommen, wir sind die ganze Stunde die wir zusammen in der Hotellobby saßen nicht über Small-talk hinausgekommen, obwohl ichs echt versucht habe. Dafür war es mit Lynn umso schöner, sie hat mich auch gleich zu meiner alten Highschool gefahren und mich sogar zum Essen eingeladen.


Aber nun zum eigentlichen Thema, den Nationals – unglücklicherweise keinem erfreulichen. Am Donnerstag morgen haben wir gegen die Nummer 2- Denver gespielt und gaaaaaaaanz knapp verloren. Ich wusste es selber noch nicht, aber im Lacrosse gibt es Verlängerung und 8m-Schießen wenn es danach immer noch Gleichstand ist. Auf jeden Fall haben wir richtig gut gespielt und unglücklicherweise mit 8 Sekunden übrig das Gegentor kassiert (der Große Unterschied zum Fußball ist, dass das Team mit dem nächsten Goal automatisch winnt und dann nicht mehr weiter gespielt wird). Das 8m-shoot-out hätten wir bestimmt gewonnnen, unser Goalie ist nämlich die Beste in der ganzen Liga und wurde auch am Ende des turniers dafür ausgezeichnet. Es war wirklich pech und wir waren ein bisschen geknickt aber super stolz, dass wir es dem zweitbesten Team in unserer Liga (wir sind nur Nummer 11) so schwer gemacht haben.
Abends wurde da gesamte Team dann von einem der Eltern zum Essen eingeladen. Die Eltern sind sowieso das beste am ganzen Turnier gewesen, wir hatten so viele Fans, die den ganzen Weg von der Ostküste geflogen sind und haben jeden Morgen Luxusfrühstück am Strand organisiert bekommen, Snacks und geschmierte Brote, Eiskreme und Tape und Pflaster, die Eltern haben uns gefahren und uns moralische Unterstützung gegeben. Einer der Papas(Couch Papa K) hat sogar unseren Couch gespielt, weil wir offiziell jemanden ernennen mussten.

Am Freitag ging dann aber das Drama los, wir haben gegen die Nummer 7- Grand Valley State gespielt und die Mädels in dem Team waren einfach super unfreundlich, haben uns die ganze Zeit auf dem Feld beleidigt, unfair gespielt und manchmal sogar einfach jemandem mit dem Stick eins übergezogen und weil die Schiedsrichter wirklich nicht gut waren, wurden NUR! 6 gelbe Karten verteilt. Ich habe sowas noch nie erlebt, die haben tatsächlich ‚Eat Ass!‘, ‚Fuck you!‘ und ‚Bitches‘ auf dem Feld und vor allem zu unserem Goalie gerufen. Es gab auch einige Fehlentscheidungen und wir mussten am Ende mit 8-8 wieder in die Verlängerung. Zum Glück hatte das andere Team so viele gelbe Karten, dass einige derer Player gesperrt waren und wir deshalb 11-10 in der Überzahl waren, weshalb wir mit einer halben Minute Restzeit das Tor geschossen haben, yay! Wir haben alle vor Freunde geweint, weil wir der totale Underdog im Turnier waren und uns damit ein Platz zwischen 5 und 8 sicher hatten. Aber halt! 2 Minuten nach Ende des Spiels fiel einem der Schiedsrichter auf, dass sie einen technischen Fehler gemacht haben und das andere Team tatsächlich mit voller Spielerzahl hätte spielen dürfen. Wir waren voll am Ende, und dann wurde aus irgendwelchen Gründen entschieden, die Verlängerung zu wiederholen, und uns auch den Ballbesitz wegzunehmen. Ungelogen, wir waren so fertig, das Spiel hatte fast 2 Stunden gedauert, unser einer Spieler musste wegen einem Schlag auf den Kopf (was dem anderen Team eine gelbe Karte eingebracht hatte, weil sie mit voller Absicht unsere besten Spieler gefoult haben) ausgewechselt werden und zum Mediziner-Zelt und dann sollten wir nochmal unseren Sieg verteidigen? Die anderen Fehlentscheidungen (zum Beispiel war ein wegen zwei gelben Karten gesperrter Spieler des anderen Teams unerlaubterweise wieder eingewechselt wurden) wurden vorher nicht korrigiert, wir haben dafür nicht mal eine Penalty (wie ein Freistoß) bekommen. Und dann haben wir natürlich verloren, weil wir uns überhaupt nicht mehr aufs Spiel konzentrieren konnten und alle nur geheult haben. Nunja, als Dankeschön durften wir 30min später gleich das nächste Spiel bestreiten.
Im dritten Spiel haben wir zum Glück gegen die nettesten Mädels des ganzen Turniers gespielt, Nummer 10-Utah Valley, das einzige andere Team was auch zum ersten Mal bei den Nationals war. Wir waren mit unserer Energie und vor allem emotional nicht mehr voll dabei und konnten deshalb (auch weil 2 unserer besten Spieler mit Verletzungen ausscheiden mussten) nicht alles geben. Die Schiedrichter waren sehr nett aber ein bisschen überfordert und haben deshalb auch nur jedes zweite Foul gepfiffen, was regelmäßig dazu geführt hat, dass ein oder zwei von unseren Spielern ausgewechselt werden mussten, weil wir wieder mal vor Frustration angefangen haben zu weinen. Und natürlich war der Endstand wieder gleich, und wir durften unser 3. Spiel mit Verlängerung bestreiten. Wir konnten es einfach nicht glauben, das war einfach nicht das was wir verdient hatten. Vor allem weil Verlängerungen im Lacrosse relative selten sind. Um nun aber zum Schluss zu kommen, wir haben diese Spiel gewonnen und das Spiel am Samstag morgens auch mit 15-9 und haben den 9. von 12 Plätzen gemacht.
Diese ganze Katastrophe hat uns dann aber wenigstens als Team zusammengeschweißt und uns bei unseren Fans, den netten Teams und vielen Eltern (auch anderer Teams) den Ruf verschafft, kolossal unterschätzt worden zu sein und Rückrat zu haben, immerhin haben wir Sportsgeist bewiesen und waren immer fair. Aber so schnell wird Nevada sich nicht mehr an der Ostküste blicken lassen, falls wir nochmal Meister der Westliga werden muss jemand anderes zu den Nationals fahren. Wir hätten die ersten beiden Spiele um ein Haar gewonnen und wären damit unter den Top 4 Division-II Teams der USA, aber was solls.

So, nachdem ich mich jetzt mal richtig ausgekotzt habe, gehts mir besser und ich kann mich auf den Fulbright-Roadtrip in den nächsten Tagen freuen. Hier unten hab ich euch mal den Routenplan gegeben und wenn es euch interessiert, wir haben als @ontheroadyellow auch einen Instagram-Account (man kann sich das auch ohne eigenen Account ansehen).

Und so ganz nebenbei: Ich werde diesen Sommer wieder mit einer Konfi-Gruppe nach Schweden fahren und auch ab Juli eine Werkstudentenstelle in einem Wasserbau-Planungsunternehmen haben, so wie es aussieht habe ich 4 Vorstellungsgespräche im Juni und eins davon wird schon gut ausgehen. Was man nicht alles so von den USA aus organisiert bekommt 🙂

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