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Liebe in Zeiten von Corona

Hallo meine Lieben,
mit etwa einem Monat Verspätung hier noch einmal die Updates der vergangenen Monate. Im Februar habe ich erfolgreich meine Diplomarbeit verteidigt, es fühlt sich super toll an, endlich meine Abschluss zu haben und auch mal arbeiten zu können. Ich habe gleich bei meiner Werkstudentenfirma Spiekerman Consulting Engineers einen Vertrag am April unterschrieben und bekomme sogar ein ziemlich gutes Einstiegshgehalt (worüber ich laut unumstößlicher Vertragsklausel jedoch leider nicht reden darf).

Meine Kollegen sind nett, ich habe mit Tessa sogar eine amerikanische Kollegin aus Chicago, die mir Tipps gibt, damit ich die Unterschiede zwischen Bauingenieurwesen in den beiden Ländern verstehe, und mein Büro ist auch ganz cool. Und da ich die Firma schon aus meiner Werksstudentenzeit kannte, ist der Übergang für mich entspannt gewesen. Wir bei Spiekermann, Business Unit 4, NL Dresden Konstruktiver Wasserbau Ost (puh) bearbeiten meistens Talsperrensanierung und Ersatzneubauten. Das heistt Hydraulik rechen, Varianten planen, Rinkolbenventile und Rohrleitungen modellieren, Deiche zusammenstellen etc. Und das über die Leistungsphasen 1 bis 8 der HOAI, also von der Grundlagenermittlung, Planung, Ausschreibung bis zur Bauüberwachung. Die Projekte sind mega spannend und vor allem, dass ich mit BIM (Building Information Modelling) und dem Programm REVIT von Autodesk arbeiten darf ist ziemlich cool. Ich habe auch schon meine erste Dienstfahrt nach Bayern zu einer Deichsanierung am Main gehabt. Und mein Chef weiß auch, dass ich bei guter Gelegenheit auch in die USA ziehen würde, d.h. ich muss nicht mal erklären, dass ich vielleicht nicht lange in der Firma bleibe.

Kommen wir also zum Thema USA, was ja im Moment ein bisschen kritisch ist. Ich habe am 13.März es grade noch so geschafft, in die USA einzureisen, bevor der Corona Wahnsinn dort richtig losging. Eigentlich hatte ich am 25.03. meinen Fundamentals of Engineering Test geplant, den Test den man in den USA zur Zulassung als Bauingenieur braucht. Zwi Tage nachdem Patrick und ich es uns in Sacramento bei seinen Eltern gemütlich gemacht hatten und ich nochmal richtig dafür gelernt habe, wurde aber alles abgesagt. Alle Geschäfte hatten zu, Patrick hat seinen Job als Pizza Fahrer verloren, unsere Konzertkarten, URlaubsplanung usw ging alles den Bach runter. Und meine Pläne nach einem Arbeitsvisum (slots für H1B-Visa können in den USA nur jeweils in der 1. Aprilwoche durch Firmen beantragt werden) wurden auch erstmal auf Eis gelegt.
Aber wie es so ist, haben wir das bBeste daraus gemacht und am Ende richtig viel Glück gehabt. Patricks Eltern konnten ihren Job und somit ihre Krankenversicherung behalten. Patrick selber hatte durch den neuen Stimulus Bill erstmalig anspruch auf Arbeitslosengeld, er bekommt sogar 600$ pro Woche Corona Geld und hatte super viel Glück und es beantragt, bevor das System durch die Millionen von Anfragen überlastet wurde. Wir waren noch im Social Distance Kino und konnten am ersten Wochenende auch noch mit Abstand ein paar Porzellanuntersetzer in einem Laden bemalen. Allerding mit schlechtem Gewissen und tausend Mal Hände waschen.

Den Rest der Zeit haben wir mit Risiko und Exploding Kitten spielen ebi seien Eltern in Californien festgesessen. Ich habe mit Patrick sein elektronisches Drumset aufgebaut (wofür wir exxtra mit Schneeketten über die verschneite Sierra Nevada nach Reno sind) und ihm soagr einaml die Haare geschnitten. Und natürlich sind wir oft mit dem kleinen verückten Familienhund spazieren gegangen, die Gegend um Roseville/Sac ist ziemlich schön.

Unglücklicherweise hat die ganze Situation auch zu einem Konflikt mit Patricks Mitbewohner geführt. Sam ist republikanisch orientiert und hat zuerst verurteilt, dass ich mit Patrick in Reno ein paar Sachen abgeholt habe, da ich ja aus dem bösen Coronaverseuchtem Deutschland komme. Und nun bin ich von ihm auf sozialen Medien blockiert worden, da ich ihn in einer Prozentrechnung über die Nichtigkeit der Coronainfektionen korrigiert habe. Patrick wird wohl so schnell wie möglich ausziehen und nächstes Jahr sogar eventuell in mein altes Haus (House of Buffoonery) einziehen, allerdings mit neuen Mitbewohnern. Leider ist die Gesellschaft in den USA so stark gespalten und von den Medien in die Irre geführt, dass man mit manchen Leuten einfach keine argumentbasierten Diskussionen führen kann.
Meinen Rückflug habe ich dann sicherheitshalber für 0,98 Euro Umbuchungsgebühr (warum auch immer) drei Tage vorverlegt, und das Schicksal war mir wohlgesonnen, ich saß im allerletzten Flugzeug von San Francisco nach Frankfurt. Es war auch ein bisschen gruselig, ich war noch nie ineinem so leeren Flughafen und dann in einem soo extrem leeren ICE nach Dresden.

Zuhause bin ich dann erst mal für drei Wochen im Homeoffice gewesen und habe mein Haus nur zum Einkaufen verlassen. Das war schon ein bisschen heftig, Sachsen hatte super krasse Einschränkungen und ein Berufseinstieg, bei dem man nur alleine zuhause am Rechner sitzt und ab und an mal ein paar Emails bekommt, ist schlicht und einfach die Hölle. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Aber das ist ja jetzt zum Glück vorbei und ich habe mich etwas eingearbeitet. Und dann zu Ostern bin ich anstelle zu meinen Eltern zu fahren in der WG geblieben und wir haben ein WG Osterbrunch gemacht. Trotz Corona haben wir natürlich auch ein paar Schoki Osterhasen gesucht.
Das einzige was jetzt ein bisschen unklar ist, ist die Zukunft. Plan A Arbeitsvisum für die USA hat sich bis auf nächstes Jahr im Februar erledigt, Plan B Green Card in der Lottery gewinnnen hat sich dank Trumps Sperenzchen bis frühestens Juni verschoben, und die Chancen, dass die Lottery komplett gecancelt wird, liegen relativ hoch. Tja, und ansonsten bleibt eigentlich nur Patrick nach dem Studium nach Deutschland holen und die Zeit bis das alles passieren kann abwarten. Eigentlich wollte Patrick mich im Moment besuchen, immerhin hat er seit einer Woche Semesterferien. Aber die EU hat bis mindestens 15. Juni ein Einreiseverbot für Besuchsreisen verhängt, und die USA redet noch nicht mal von Öffnungen der Grenzen. ABgesehen davon, dass ich ja ab jetzt auch immer Urlaub beantragen muss, haha, daran muss ich mich noch gewöhnen.
Außerdem hat es viele meiner Freunde wegen Corona wieder zu ihren Eltern verschlagen, weshalb ich jetzt meistens zuhause sitze, Disney-Filme gucke, mein Scap Book klebe und Malen nach Zahlen verfluche. Auch wenn es mittlerweile gar nicht so schlecht aussieht. Ach ja, und Mitte April waren mein Mitbewohner und ich auch schon mal mit dem Fahrrad am Stausee und haben angebadet. Wenigstens die Natur ist mir noch geblieben.

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